Häufig gestellte Fragen zur Anästhesie

Grundsätzlich erkennt der Anästhesist die Narkosetiefe des Patienten an einer Vielzahl von klinischen Anzeichen (Pupillengröße, Blickrichtung, Schwitzen, kleinsten Bewegungen) sowie Messwerten (Anstieg der Herzfrequenz, des Blutdrucks, des Beatmungsdrucks, …) und adaptiert entsprechend die Medikation. Es gibt daher keine „kleine“ Narkose, sondern diese wird stets so dosiert, dass sie dem chirurgischen Reiz adäquat entgegenhält. Deshalb ist es für den Anästhesisten absolut notwendig, die nächsten Operationsschritte vorher zu sehen, um den Patienten immer für die kommende Situation vorzubereiten. Daher gibt es keine „leichte“ Narkose, für „kleine“ Operationen.
Diese aus den Medien bekannten Fälle sind glücklicher Weise sehr, sehr selten und sind eine Folge von Verkettungen unglücklicher Zufälle. „Intraoperatives Erwachen“ kann nur auftreten, wenn entweder zum Einleiten der Narkose (Intubation) oder z.B. während großer Bauchoperation ein muskelerschlaffendes Medikament verabreicht wurde und die Narkosetiefe zu niedrig war. So waren die betroffenen Patienten zwar munter, konnten sich aber wegen der Wirkung der Muskelrelaxantien nicht bewegen und so bemerkbar machen. Diese Problematik ergibt sich daher nur bei der Verwendung dieser Medikamentengruppe und einem Mangel an Überwachung der Wirkung der Muskelrelaxantien. Bei wenig-invasiven Operationen kann in der Regel auf diese Medikamentengruppe verzichtet werden, das Risiko bleibt daher sehr, sehr klein.
Ich verstehe Ihre Sorge, dass Sie Ihr Leben in fremde, meine Hände geben, fremdbestimmt sind und Angst haben, nicht mehr aufzuwachen. Wenn ich operiert werden muss und mich in die Hände eines Anästhesisten begeben muss, geht es mir auch so … Vielleicht beruhigt es Sie, zu wissen, dass eine Vollnarkose ungefährlicher ist als ein Flug mit einer normalen Linienmaschine. Dabei ist nicht so sehr die Narkose selbst gefährlich, sondern vielmehr die schon vorher existenten Begleiterkrankungen wie Herz- und Lungenerkrankungen oder metabolische Störungen, die im Rahmen der als belastend oder stressreich empfundenen Situation rund um eine Operation mit Narkose ihr Tribut fordern. Können Sie problemlos – abgesehen von eventuellen Knie- oder Hüftbeschwerden – ohne Luftnot oder Herzschmerzen die Stufen in den zweiten Stock nehmen, brauchen Sie sich keine ernsthaften Sorgen machen! Mir ist klar, dass diese Argumente Ihre Ängste nicht ganz nehmen werden können, aber vielleicht hilft es doch ein wenig, das Risiko zumindest realistisch einzuschätzen.
Ja! Während jeder Vollnarkose werden Sie (unterschiedlich lange) beatmet. Damit es zu keiner Aspiration (Einatmen von Mageninhalt) kommen kann, ist es wichtig, dass Sie nüchtern sind. Nikotin verzögert die Magenentleerung und daher ist auch ein Rauchverbot vor der Operation sinnvoll. In sehr seltenen Fällen kann ein regionalanästhesiologisches Verfahren nicht oder nicht lange genug wirken, sodass zusätzlich eine Narkose notwendig wird. Wenn Sie während einer Sedierung tief schlafen, kann ein Übertreten von Mageninhalt in die Lungen auch nicht verhindert werden. Daher ist es für SÄMTLICHE anästhesiologische Verfahren wichtig, dass Sie nüchtern sind.
„Nüchtern“ bedeutet, SECHS Stunden vor der Operation NICHTS essen oder rauchen. Klare Flüssigkeiten (Wasser, gezuckerter Tee, verdünnter Apfelsaft) dürfen bis ZWEI Stunden vorher in kleinen Mengen getrunken werden.
In der Zwischenzeit können wir potentiell Betroffene (weiblich, Nichtraucherin, Reisekrankheit) schon vorher identifizieren und mit Hilfe moderner Narkotika die Übelkeit auf ein Minimum reduzieren. Dennoch stellen Übelkeit und Erbrechen in speziellen Risikogruppen noch immer die Hauptprobleme nach Narkosen. Jeder Anästhesist hat daher „sein „Spezialrezept“. Bitte informieren Sie mich, wenn Sie mein Spezialrezept – leider ohne 100%iger Erfolgsgarantie – ausprobieren wollen. Bitte bedenken Sie, dass bei regionalanästhesiologischen Verfahren das Risiko grundsätzlich geringer ist.
Viele Medikamente beeinflussen Ihr Temperaturempfinden, aber hauptsächlich ist die niedrige Raumtemperatur schuld daran, dass Sie im OP und nach der Operation frieren. Wir werden mit warmem Luftgebläse, warmen Infusionen und Tüchern alles tun, damit Sie weder im OP noch anschließend frieren müssen.
Sind Sie nur „ein wenig“ erkältet, ohne allgemeinem Krankheitsgefühl und auf alle Fälle ohne Fieber wird in der Regel nichts gegen eine Operation und Narkose sprechen. Bei einer Verkühlung werden die Schleimhäute im Rachen und in der Lunge empfindlicher und schwellen bei Irritation im Rahmen der notwendigen Beatmung leichter an, was zu einem bedrohlichen Zustand führen kann. Bei berufstätigen Personen kann es allerdings schwierig sein, einen Alternativtermin zu finden. Auch bei ständig verschnupften Kindern, die eben deshalb operiert werden müssen, wird man nicht warten können, bis sie endlich „gesund“ sind. Gemeinsam werden wir individuell die für Sie richtige Lösung finden.
Grundsätzlich gilt, wenn Sie wieder klar sprechen können, kann man davon ausgehen, dass Ihr Husten- und Würgereflex soweit wieder zurückgekehrt sind, dass Sie wieder langsam mit der Nahrungsaufnahme beginnen können. Viele, kleine Portionen sind dabei, einer großen, schweren Mahlzeit Vorzug zu geben, um Erbrechen zu vermeiden. Für Operationen im Mund-Kiefer-Gesichtsbereich, an Luft- oder Speiseröhre bzw. an Magen und Darm gelten spezielle Richtlinien.
Vorausgesetzt, dass beide Verfahren möglich sind, liegt die Entscheidung bei Ihnen. Jedes Verfahren hat Vor- und Nachteile, die wir in unserem präoperativen Gespräch erörtern werden. Bei kurzen Operationen wie z.B. Kniearthroskopie werden Sie sich in der Regel von einer Vollnarkose schnell und ohne Nebenwirkungen erholen, sodass ich dieses Vorgehen empfehle. Spinalanästhesie hat grundsätzich gegenüber der Vollnarkose einige Vorteile (weniger Infektion, weniger Übelkeit, verträglicher bei Verkühlungen) und ist ein sehr sicheres Verfahren, weswegen ich sie für invasivere Eingriffe (Knieprothesen-Implantation) an der unteren Extremität empfehle. Während der Operation biete ich Ihnen eine Sedierung an, damit Sie von der Operation selbst nichts mitbekommen. Allerdings können Sie während der Wirkdauer der Spinalanästhesie Ihre Beine im Aufwachraum nicht bewegen und nicht spontan urinieren, was viele Patienten beunruhigt. Zusätzlich besteht das seltene Risiko eines Postspinalen Kopfschmerzes. Gemeinsam werden wir die für Sie perfekte Entscheidung finden.
Rein theoretisch ist es möglich, dass ein einzelner Nervenausläufer durch eine minimale Blutung im Rahmen der Spinalanästhesie einen temporären Schaden nehmen kann und Sie für Tage und Wochen ein taubes Gefühl im Versorgungsbereich des Nerven haben werden. Bei einer „normalen“ Blutgerinnung (kein verstärktes Zahnfleischbluten, besonders große blaue Flecken nach minimalem Trauma, vermehrtes heftiges Nasenbluten, …) ist dieses Risiko jedoch minimal. Die Spinalanästhesie wird tagtäglich tausende Male ohne irgendwelcher Probleme eingesetzt und kann so mit einem guten Gewissen als ein sicheres Verfahren eingestuft werden.